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Tourismusmarketing par Excellence

Montag, den 25. August 2008 von Inke Schulze-Seeger
Kategorie: Marketing

In den letzten vier Wochen habe ich mir einen alten Traum erfüllt und bin durch Neuseeland gereist. In Erwartung atemberaubender Landschaften am anderen Ende der Welt hat mich jedoch vor allem eines überrascht: das hochprofessionelle Tourismusmarketing, das in diesem Land betrieben wird und sicherstellt, dass insbesondere kleine Tourismusunternehmen in ein großes Marketing-Netzwerk einbezogen werden und von den Millionen von Touristen, die jährlich durch die beiden Inseln geschleust werden, profitieren.

Dieses Phänomen möchte ich gern an der Stadt Queenstown auf der Südinsel festmachen. Queenstown ist mit etwa 8.000 Einwohnern eigentlich eine Kleinstadt. Sie ist aber so quirlig, dass sich so manche Metropole ein Stück abschneiden könnte. In der Stadt wurde vor zwanzig Jahren das Bungy-Jumping erfunden, was die Stadtväter und -mütter dazu veranlasste, ihre kleine Stadt inmitten einer beeindruckenden Seen- und Berglandschaft als „Adrenalinhauptstadt“ zu positionieren. Diese Richtung wurde konsequent verfolgt und bringt ihnen jährlich über eine Million Besucher ein.
Wenn man in diese Stadt eintaucht, erwartet einen die Qual der Wahl zwischen unzähligen Aktivitäten, die einem den ultimativen Adrenalinkick verleihen: Bungy-Jumping an mehreren Orten, die man tunlichst abarbeitet oder besser ausgedrückt, wo man überall herunterhüpft, weil man Blut geleckt hat oder es den anderen Heerscharen nachmacht (zu Hause hätte man wahrscheinlich nicht einmal im Traum daran gedacht, sich über die Höhe des Dreimeterbrettes im Schwimmbad hinaus zu trauen).
Dem nicht genug. Man raftet in tosenden Flussläufen oder besser noch in stockfinsteren Höhlen. In Jetbooten wird man durch die Gewässer katapultiert oder wagt endlich den Fallschirmtandemsprung oder hakt sich am Harnisch des Paragliders ein, der mit einem elegant über die Stadt auf das Rugbyfeld der dortigen Oberschule herabschwebt.
Ohne Reiterfahrung, aber durch einen 20-minütigen Crashkurs ermutigt, galoppiert man schließlich durch wilde Bergsteppen, oder man rast kilometerlange Rodelbahnen herunter. Die Tage auf den besten Ski- und Snowboardpisten des Landes zählt man fast gar nicht mehr mit. Wer immer noch nicht genug hat, versucht Heli-Skiing hoch in den riesigen Gletschergebieten der neuseeländischen Alpen.
Was für Marketer jedoch interessant ist, ist wie der ganze Zirkus an den zahlungskräftigen Adrenalinjunkie vermarktet wird. Wenn man durch die Stadt marschiert, reiht sich eine Buchungsagentur neben der anderen. Hippe Videos in den Schaufenstern, ausgeklügelte Promotionaktionen und perfektes Merchandising verfolgen einen auf Schritt und Tritt. So zahlt man nicht nur für den aufregenden Bungy-Jump. Dieser wird mit mindestens drei Kamaras gefilmt, editiert, später auf DVD gebrannt und in Form eines Booklets überreicht, in dem schon Postkarten mit dem eigenen schreckverzerrten Konterfei eingelegt wurden. Natürlich zahlt man dafür noch einmal den gleichen Preis wie für den Sprung selbst. Dafür kann man zu Hause schön angeben und den Beweis liefern für „I just did it!“, was außerdem im coolen Design auf dem neu erworbenen T-Shirt prangt.
Einträchtig liegen Agenturen, Shops und Ausrüster für jeglichen Bedarf sowie Gastronomiebetriebe für jeden Geschmack und Geldbeutel nebeneinander, empfehlen sich gegenseitig oder reservieren gleich auf Wunsch die Aktivität von einem anderen Anbieter mit. Schließlich soll es einem an nichts fehlen. Und bevor man sich versieht, wird man schon mit dem Shuttleservice zur Stätte des Adrenalinkicks gekarrt. Es gibt kein Entkommen und selten so viel Spaß auf einem Haufen. Man wird mitgerissen, ob man will oder nicht. Davon profitiert sogar der Rentner, der mit einem handbemalten Schild seine Fly-Fishing Kurse anbietet, aber ganz nebenbei auch im Reiseführer genannt und vom Hotelier empfohlen worden ist. Sein kleines Boot im Hafen der Stadt ist beladen mit begierigen Schülern, die nach so viel rasanter Aktivität kaum die Geduld aufbringen auszuharren bis ein Fisch anbeißt.

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