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Der Fluch der Bundesliga

Montag, den 3. November 2008 von Inke Schulze-Seeger
Kategorie: Psychologie, Erfolg & Motivation, Selbst- und Zeitmanagement

Häufig arbeite ich mit Geschäftsführern und Inhabern von Kommunikations- oder Designagenturen zusammen. Seit Jahren stolpere ich in diesem Zusammenhang immer wieder über einen Glaubenssatz: Gut ist nicht gut genug. Gut ist man tatsächlich nur, wenn man in die Bundesliga der Werbeschaffenden aufsteigt.

Dieser Glaubenssatz ist mit Sicherheit nicht nur in der Kommunikations- und Designbranche zu finden, sondern auch in vielen anderen. Wie limitierend er sein kann, zeigt folgendes Beispiel.

Der Inhaber eines Designbüros, ein sehr talentierter Corporate Designer mit fast 20 Jahren Erfahrung auf dem Buckel, kam zu mir und bat mich, ihm dabei zu helfen, seine Akquisition zu verbessern. Er arbeitete seit acht Jahren mehr oder weniger alleine, manchmal, je nach Auftragslage, mit ein oder zwei Praktikanten oder freien Mitarbeitern. Das hatte soweit auch immer ganz gut geklappt und er konnte mit seinem Umsatz leben, nur lief es in letzter Zeit nicht mehr so gut.

Beim ersten Gespräch hatte ich das Gefühl, dass jemand vor mir saß, in dem etwas erloschen war. Er sprach zwar mit viel Überzeugung über sein Design und den eigenen Anspruch, aber als wir über die Zukunft sprachen, wurde jede Idee, die aufgekeimte, sofort von ihm auch mit Einwänden bombardiert, um dann im Keime erstickt zu werden. Eine Vision darüber, wer er in Zukunft sein wollte, hatte er nicht.

Zunächst war ich ratlos und überlegte, wie man das Feuer wieder entfachen kann. Natürlich konnte ich ihm dabei helfen, seine Akquisition auf Vordermann zu bringen, aber ich vermutete – und das hat mich die Erfahrung gelehrt -, dass eine erfolgreiche Akquisition ihn auf ein Level bringen würde, den er sich eigentlich nicht zugestand, also würde er ihn vermutlich unbewusst sabotieren.

In meiner Arbeit mit ihm konzentrierte ich mich also zunächst darauf, eine Vision für seine persönliche und berufliche Zukunft zu entwickeln. Wie ich es erwartet habe, vollzog sich dieser Prozess als sehr zäh, aber ich fand auch mehr über ihn heraus. Der Kunde erzählte über die Vergangenheit, die Zeit als er bei einer Top-Agentur in London gearbeitet hatte, wo sein Talent von der Hautevolee der Designer-Szene gelobt und anerkannt wurde. Er blieb nicht in London, sondern ging nach Deutschland zurück, was darin mündete, dass ihm die Leitung und der Aufbau eines Berliner Büros und Dependance einer großen Designagentur angeboten wurde. Dieses Angebot wurde zurückgezogen, und da die Art und Weise sehr demütigend gewesen sein muss, zerbrach erst einmal auch das berufliche Selbstbewusstsein des Kunden. Er machte sich selbständig und versteckte sich und seine Fähigkeiten in seinem kleinen Büro. Der Satz, der all die Jahre in im nagte, war: Ich bin nicht gut genug für diese Branche, jedenfalls nicht gut genug, um in der Bundesliga mitzuspielen. Zwischen kleinem Büro und Bundesliga gab es auf seiner Landkarte nichts. Nicht gut genug. Und dieses Nicht gut genug für die Bundesliga begegnet ihm auf Schritt und Tritt.
Es geht, wenn man es sich mal genauer ansieht, ja nur um die Anerkennung von außen: In der Branche selbst anerkannt und bekannt zu sein, zu tollen Markenartikelpitches eingeladen zu werden, auf dem Branchenkongressen eingeladen zu werden, eine Rede zu halten, gar einen Preis beim Art Directors Club zu gewinnen oder gar einen Cannes Löwen, in den Fachzeitschriften w&v und Horizont regelmäßig genannt und über den Klee gelobt zu werden. Tja, das wär’s! Alles andere zählt irgendwie nicht.

Was kann man also tun, um das große brach liegende Feld zwischen Niemand sein und vermeintlicher Bundesliga zu bestellen und dabei glücklich zu werden?
Fortsetzung folgt am 17. November.

Kommentare

  • […]Die andere 2 Artikel präsentieren 2 Phänomene, durch die man das eigene Klima verderben kann: Inke Schulze-Seeger schreibt über die ständige Unzufriedenheit, Jochen Mai über die Angst vor Erfolg.[…]

    Dieser Eintrag wurde als „Artikel des Tages für Multiprojecter” nominiert. Hier kannst du bis 04.11.2008. 23:59 die anderen Kandidaten besichtigen und für deinen Lieblingsartikel stimmen. Wir würden uns freuen, deine Meinung zu hören.

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