Kollege Ich
„Kollege Ich“ sprang mir letzte Woche als Buchtitel ins Auge. Die Berliner Autorin Gudrun Sonnenberg schreibt in diesem Buch von der Kunst, allein zu arbeiten. Denn dass alleine Arbeiten alles andere als leicht ist, trifft auf Heerscharen von Existenzgründern, Freiberuflern und andere Menschen zu, die als Einzelunternehmer arbeiten wollen oder müssen. Doch was macht dieses Problem aus, dass es sogar zu einem Buch inspiriert?
Kennen Sie diesen Zustand? Sie sitzen in ihrem kleinen Home-Office und starren auf den PC-Monitor. Außer einer vollen Inbox mit SPAM-Mail ist noch nichts passiert heute. In diesem Zustand gehen Sie auf eine Internetseite, wo Sie virtuelle Bubblefolie per Maus-Click zum Platzen bringen können. Dieses Szenario erzählte mir eine Schriftstellerin, die ich kürzlich auf einem Kindergeburtstag traf. Zugegeben, das Szenario ist etwas bizarr für Menschen, die zwar alleine arbeiten, aber täglich zusehen müssen, auf diese Weise ihre Existenz zu sichern. Aber ist es wirklich so weit entfernt von der Realität?
Wenn Sie Einzelunternehmer sind, wissen Sie, wie schwer es sein kann, sich jeden Tag neu zu motivieren, sich an den Schreibtisch zu setzen und sich nicht den unzähligen Versuchungen wie z.B. virtueller Bubblefolie, einem Stündchen auf dem sonnigen Balkon, dem ach so spannenden Krimi oder sogar dem überquellenden Wäschekorb hinzugeben.
Wenn es nicht gerade dringende Abgabetermine gibt, erkennen Sie dann am Ende des Tages, dass Sie nichts , rein gar nichts geschafft haben. Und was alles nur noch viel schlimmer macht: Keiner beschwert sich. Um das eigene Gewissen zu beruhigen, bedarf es dann lediglich einiger bewährter Selbstbetrugstrategien. Was jedoch bleibt, ist das nagende Gefühl, dass es irgendwie besser laufen könnte, wenn Sie doch bitte etwas mehr Disziplin aufbringen würden. In Stunden der Selbstvorwürfe wird Besserung gelobt, ein straffer Aktionsplan aufgestellt, Sonias Zeit- und Selbstmanagement Beiträge hier im Blog wieder einmal gelesen und weiter geht die einsame Reise des Einzelunternehmers.
Denn Einsamkeit ist ein zusätzliches Problem, das jeder kennt, der alleine arbeitet. Manche Menschen sind zwar zum alleine Arbeiten geboren. Mancher Künstler würde wahnsinnig werden, wenn er das Atelier mit anderen teilen müsste. Aber bei den meisten ist es anders. Das soziale Drumherum unserer Arbeit ist wichtiger als wir denken. Den ganzen Tag in einem Büro zu sitzen und mit niemand zu reden außer der freundlichen Dame bei der Bestellannahme des Bürobedarfslieferanten und dem witzigen Typen im Café um die Ecke, wo Sie ihren Becher Kaffee holen, ist einfach zu wenig. Da bietet man in Gedanken ein Königreich für ein ernsthaftes Gespräch, Austausch oder, oh Traum, ein wenig Feedback.
Die Fallstricke des Kollegen Ich sind vielfältig. Das zu erkennen und ehrlich mit sich selbst zu sein ist der erste Schritt, um die eigene Situation zu verbessern.
Doch was kann man also tun, um den Kreislauf von guten Vorsätzen, Schweinehunden, Disziplinlosigkeit und Einsamkeit zu durchbrechen? (Fortsetzung folgt)