Stellen Sie sich folgende Situation vor: Ihr Jahresabschluss 2008 weist einen satten Gewinn aus und Sie wollen das mit Ihrer Liebsten bei Kerzenschein und gutem Essen feiern, haben aber kein Geld, um den Restaurantbesuch zu bezahlen. Im Gegenteil: Sie stehen kurz davor, Insolvenz anzumelden, weil auf Ihrem Konto nicht einmal genug Geld ist, um die Büromiete zu zahlen. Utopisch? Leider tägliche Realität!
Rentabilität versus Liquidität
Der Jahresgewinn in der Rentabilitätsplanung sagt nämlich nur aus, dass Sie über das Geschäftsjahr gesehen Gewinn erwirtschaftet haben; ob Sie, der Unternehmer, aber derzeit Geld auf Ihrem Konto haben, hat mit dem Jahresgewinn nichts zu tun. Dafür brauchen Sie eine Liquiditätsplanung, die Aufschluss darüber gibt, ob Sie über Geld verfügen und Ihre Verbindlichkeiten bezahlen können.
Grundlage der Liquiditätsplanung sind die Zeitpunkte der Zahlungseingänge und Zahlungsausgänge im Unternehmen, während in der Rentabilitätsplanung lediglich Einnahmen und Ausgaben gegenübergestellt werden und ein Überschuss/Fehlbetrag dargestellt wird.
Liquiditätsplanung und ihre Bedeutung im Unternehmen
Ich kann jedem Unternehmer, der kein Polster von mehreren zehntausend Euro besitzt, nur dringend empfehlen, eine Liquiditätsplanung zu entwerfen und konsequent zupflegen. Der Aufwand ist, neben der Einrichtung, die mit Grundkenntnissen in Excel maximal zwei Stunden dauert, gering: Sie können von höchstens zwei Stunden wöchentlich ausgehen. Und mit diesem minimalen Einsatz kennen Sie täglich Ihren Kontostand und wissen, wie flüssig Ihr Unternehmen ist:ein wichtiges Thema im Coaching.
Liquiditätsplanung: Schritt für Schritt
Wie also sieht eine Liquiditätsplanung konkret aus? Es geht darum, sichtbar zu machen, ob zu einem bestimmten Zeitpunkt Geld da ist oder nicht. Es werden Zahlungszeitpunkte abgebildet: Geldabgänge für Mieten, Mitarbeiter und Ware sowie Geldeingänge, weil Ihre Kunden die Rechnungen bezahlen oder die Arbeitsagentur einen Personalkostenzuschuss für Ihren langzeitarbeitslosen Mitarbeiter überweist.
Im Coaching überlegen wir gemeinsam, welche Zeitintevalle realistisch betrachtet gewählt werden sollten. Das hängt von der Art Ihres Unternehmens ab; fallen viele Zahlungen an, sollte der Rhythmus kleiner sein als bei wenigen Zahlungen. Meistens ist ein Wochen- oder Zehntagesrhythmus am sinnvollsten.
Und jetzt konkret: In den Spalten stehen die Zahlungszeitpunkte. In den Zeilen ganz oben stehen die Geldeingänge, also beispielsweise die Namen Ihrer Kunden. Darunter ziehen Sie eine Summe. In den folgenden Zeilen stehen alle fixen und variablen Geldausgänge, die im Unternehmen anfallen: z. B. Miete, Telefon und Reisekosten. Auch diese werden summiert.
Als Anfangsbestand geben Sie nun in der drittletzten Zeile Ihren derzeitigen Kontostand ein; dazu addieren Sie die Summe aus Einnahmen abzüglich Ausgaben (zweitletzte Zeile) und finden in der letzten Zeile den heutigen Kontostand Ihres Unternehmens, der gleichzeitig als Anfangsbestand in die nächste Spalte (drittletzte Zeile) fortgetragen wird
Mit nur geringem Zeitaufwand sollten Sie Ihre Liquiditätsplanung mindestens wöchentlich aktualisieren; dieses Tool ermöglicht Ihnen die genaue Planung Ihrer Zahlungen und schützt vor unangenehmen Überraschungen. Gerade in Zeiten knapper Liquidität sind Sie durch dieses Planungstool in der Lage, mit Ihren Gläubigern über Stundungen oder Fristverlängerungen zu verhandeln, bevor Ihr Unternehmen in Zahlungsverzug gerät und können Schwierigkeiten bereits im Vorfeld begegnen.
Hier finden Sie ein Beispiel einer vereinfachten Liquiditätsplanung als pdf zum Download sowie ein Muster der KfW-Mittelstandsbank.
Besonders die Einleitung gefällt mir sehr gut, da ich diese Erfahrung aus der Praxis nur bestätigen kann. Das Unternehmen expandiert, ist erfolgreich und der Gewinn steckt in Vorräten, Material, unfertigen Leistungen und Forderungen sowie in Anlagevermögensgegenständen, die „schnell einmal vom Konto bezahlt“ wurden.
Damit liegt die Autorin absolut richtig, wenn Sie die Wichtigkeit einer Liquiditätsplanung so betont. Doch die Planung allein verschafft noch kein neues Geld. Wenn das Geld knapp wird, dann war schon vorher etwas nicht optimal. Die Frage ist daher auch, wie kann man eine Liquiditätskrise vermeiden bzw. wie sieht generell eine gute Krisenprävention aus?
Hierzu gehören viele Bausteine. Beim Bereich der Finanzierung geht es um eine gesunde und stabile Finanzierungsstruktur, um eine passende Eigenkapitalstrategie und auch darum Finanzierungshilfen des Staates sowie Finanzierungsalternativen zur Bank möglichst optimal zu nutzen.
Wichtig sind die Antworten auf die Frage: Wo kommt die Liquiditätskrise her? Nicht nur eine unpassende Finanzierung oder zu hohe Tilgungsraten sind typische Ursachen, sondern meist ist auch die Rentabilität nicht ausreichend. Das bedeutet, ganz einfach ausgedrückt, der betriebene Aufwand in Form der Kosten ist fast gleichgroß oder im schlimmsten Fall sogar größer als die Wertschätzung der vom Unternehmen erbrachten Leistungen durch die Kunden in Form des Umsatzes. Die Folge: Ein zu geringer Gewinn entsteht (zu wenige zum Leben bzw. zum Überleben) oder gar ein Verlust.
In der Praxis wird zu oft an den Symptomen „repariert“ und zu selten an den wirklichen Ursachen. „Wir brauchen dringend Liquidität, also müssen wir alles versilbern.“ Dies ist häufig die erste Idee und so werden die über viele Jahre hart erarbeiteten Guthaben, Festgelder, Wert-Depots, Altersversorgungen, etc. der Unternehmer zur Liquiditätsgewinnung geopfert. Doch dieser Ansatz als einzige Veränderung verläuft ungefähr so, als wenn man den Wasserhahn weiter aufdreht, damit Wasser in die Badewanne zum Baden läuft, ohne den Stöpsel vorher fest in den Abfluss zu stecken.
Daher ist es wichtig mit der zusätzlichen Liquidität auch Antworten zu finden auf Fragen wie: Woher kommt die Rentabilitätskrise und was ist zu tun um wieder ausreichende Gewinne zu erwirtschaften?
Die unbewusste Gefahr: Erfahrung! – Hat des doch oftmals so viele Jahre gut geklappt und „plötzlich“ reicht der Umsatz nicht mehr bzw. sind die Kosten zu hoch. Wenig zielführende Fragen tauchen auf: „Wie können wir als Unternehmen etwas falsch gemacht haben, wenn wir doch seit Jahren immer wieder das Gleiche machen?“ Doch genau hier liegt die wirkliche Ursache.
Die äußeren Rahmenbedingungen ändern sich und damit auch die internen Anforderungen an die Leistungen und Kostenstrukturen eines Unternehmens. Die einen nennen es eine Vision entwickeln, die anderen fühlen sich mit dem Begriff Strategie wohler. Es ist auch gar nicht entscheidend wie Sie es nennen, es ist entscheidend was sie tun.
Meine Empfehlungen lauten daher:
– Nehmen Sie sich jedes Jahr einmal 1-2 Tage bewusst Zeit um nicht im Unternehmen, sondern am Unternehmen zu arbeiten. Führen Sie einen Zukunfts-Workshop durch mit einer neutralen Moderation um auch neuen Sichtweisen eine Chance zu geben.
– Seien Sie ehrlich zu sich selbst, sonst veralbern Sie genau den Menschen, der Ihnen persönlich am wichtigsten sein sollte.
– Seien Sie offen für neue Ideen und klar in der Bewertung bei Entscheidungen. So hat z.B. das beliebte Warten, Zögern und Abwägen erst einmal den gleichen Effekt wie sich aktiv und bewusst gegen eine Veränderung zu entscheiden – mit allen dazugehörenden Konsequenzen.
– Stellen Sie sich gute Fragen und finden Sie Antworten darauf, möglichst gemeinsam mit den Führungskräften oder sogar mit allen Mitarbeitern.
– Aus welchem Grund soll der Kunde gerade bei uns kaufen?
– Was ist zu tun, damit ausreichend viele Wunschkunden von den Möglichkeiten des Unternehmens erfahren?
– Was ist zu tun, dass aus Mitarbeitern kunden- und ergebnisorientierte Mitdenker werden?
– Welche Entwicklungen und Trends werden in meinem Wirkungsbereich künftig voraussichtlich eintreten und was kann das Unternehmen tun, um davon zu profitieren?
– Welches Wissen und welches Können sowie welche Prozesse muss das Unternehmen beherrschen um seine Strategie umsetzten zu können und wie baut es dieses zukunftssichernde Know-how auf und aus?
– Was sind die Erfolgsfaktoren und Erfolgstreiber meines Unternehmens und wie kann ich sie gezielt optimieren?
– Wo soll das Unternehmen nächstes Jahr, in 2-3 Jahren und in 5-10 Jahren möglichst stehen und was ist dazu zu tun?
– …
Um ein Unternehmen fit für die Zukunft zu machen hat die IMBEMA-Consult GmbH ein Unternehmens-Fitness-Programm entwickelt, das PROFT-ness. Die Ziele von POFIT-ness sind es die Rentabilität, die Stabilität, die Liquidität und auch die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens zu verbessern.
Denken Sie bitte daran – Liquidität ist die Voraussetzung für Rentabilität und um gute Ideen Wirklichkeit werden zu lassen. Viel Erfolg dabei wünscht Ihnen
Ihr
Robert Knitt
von der IMBEMA-Consult GmbH
– wir machen erfolgreiche Unternehmen noch besser –
Ergänzend zu dem Beitrag habe ich auf meinem Blog einen Artikel über Sinn und Unsinn der Liquiditätsplanung veröffentlicht. Dieser Leser können sich dort auch ein kostenloses Excel-Tool zur Planung downloaden.