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Ein Kommissar sucht sein Unternehmer-Glück auf Alcatraz

Donnerstag, den 10. September 2009 von Michael Häfelinger
Kategorie: Gründung, Psychologie, Erfolg & Motivation

Auch auf meiner Urlaubstour durch Schweden konnte ich nicht von der Suche nach Fallbeispielen für den Blog lassen. Westlich des Vänern traf ich auf ein Beispiel dafür, wie sehr die Entscheidung zum Unternehmertum mit anderen Motiven als dem erzielbaren Einkommen zusammenhängen.
Schon bei der Anfahrt irritierte die niederländische Flagge, die neben der schwedischen im lauen Wind baumelte. Beim Check-in entpuppte sich der Chef der Anlage als Holländer, der dort eine Mischung aus Campingplatz und Hostel betreibt (http://www.alcatraz-se.com/). Meine Neugier war geweckt: Was treibt einen Holländer nach Schweden? Im Laufe der (leider verregneten) Tage, die wir dort verbrachten, kamen wir immer mal wieder ins Gespräch. Es stellte sich heraus, dass er nach gut 20 Jahren Karriere bei der niederländischen Polizei den gut dotierten Job aufgegeben hatte und sich auf das Risiko einer Selbstständigkeit im Ausland eingelassen hatte – mit erheblichem Abschlag im Verdienst, aber noch größerem Gewinn an Lebensqualität.

Der berufliche Weg des Unternehmers

Der Betreiber hatte als kleiner Kriminalbeamter begonnen und seinen Weg nach oben genommen. Die ersten 5 Jahre war er auf Streife, danach 5 Jahre Ausbilder. Danach stieg er zum Chef der Fremdenpolizei auf, der er 6 Jahre vorstand, bevor er weitere 5 Jahre lang die Leitung einer europaweiten Spezialeinheit für kriminelle Organisationen übernahm. „Am Ende war ich sowas wie Derricks Chef mit 50 Mitarbeitern“ sagt er mit breitem Grinsen.
Voraussetzungen für seinen Aufstieg waren die guten Beurteilungen. „Was mir hingegen Schwierigkeiten bereitete“, fährt er fort und legt die Stirn in Falten, „war, dass die Entscheidungen weiter oben immer politischer wurden“ – soll heißen von politischem Willen und Sachzwängen statt von den Erfordernissen geprägt. Folglich fielen, je weiter er nach oben kam, immer mehr Entscheidungen, hinter denen er nicht mit ganzem Herzen stehen konnte. „Ich habe einen aufrechten Gang gelernt – ich war nicht einfach nur loyal“ beschreibt er seinen inneren Konflikt. Dazu kam, dass er die ständigen negativen Emotionen der Polizeiarbeit satt hatte – sowohl gegenüber den Straftätern, die es zu überführen und bestrafen galt, als auch bei den Opfern der Taten, für die diese Erfahrung meist eine Katastrophe war. So entstand der Wunsch, sich aus dem Law-and-Order-System zu verabschieden.

Die Entscheidung zum Unternehmertum

Die Lösung bahnte sich außerhalb der bisherigen Berufswelt an. Unser Kommissar verbrachte einen großen Teil seiner Urlaube als Camper an einem Platz in den Niederlanden. Eines Tages bot ihm der Besitzer den Platz zum Kauf an. Der gewünschte Preis war viel zu hoch, aber die Idee, einen Campingplatz zu übernehmen, verankerte sich in den Gehirnwindungen. Weil er selbst Familie in Nordschweden hat, googelte er im Dezember 2003 drauf los. „Camping for sale sweden“ ergab zwei Treffer: Haparanda und Gustafsfors. Ersteres war zu weit im Norden, folglich konzentrierte er sich auf den Platz westlich des Vänern an der Grenze zwischen Dalsland und Värmland. Besonderes Bonmot dabei: Weil das ehemalige Fabrikgebäude ein bisschen einem Fort gleicht und mitsamt des Platzes auf einer Insel im Dalsland-Kanal liegt, trug das Ensemble schon damals den Namen „Alcatraz“. Im März 2004 reiste er mit seiner Frau zur Besichtigung und fühlte sich sofort zu Hause. Nach einer Woche nahm er allen Mut zusammen und unterschrieb den Kaufvertrag. „Den Ausschlag gab, dass wir es wohl den Rest meines Lebens bedauert hätten, wenn wir es nicht getan hätten“, erklärt er die schnelle Entscheidung. Im April 2005 quittierte er den Dienst und beide zogen nach Schweden, was Noordhollands Dagblad mit „Chef-Kommissar flüchtet nach Alcatraz“ kommentierte.
Sein Ziel war klar: Er wollte sein eigener Chef sein und seine Entscheidungen alleine fällen Können. Er wollte sich nicht mehr verbiegen und glückliche Menschen um sich haben.
Es ist noch viel zu tun. Das große Gebäude macht viel Arbeit, die Saisons sind kurz aber heftig. Im Sommer helfen die Töchter, die in Holland geblieben waren und Kräfte vor Ort, denen er Arbeit verschafft. Jetzt kommen Sie hierher, die Schweden, Norweger, Holländer, Deutsche und all die anderen Nationen der Welt. Mit strahlendem Lachen kauderwelscht er sich durch die Sprachen und man sieht, was er abschließend hinzufügt: „Ich habe keinen Moment die Entscheidung bedauert – auch wenn das Geld deutlich knapper ist.“

Kommentare

  • inke

    Hübsche Geschichte!

  • Alex

    War übrigens eine tolle Zeit, als Alcatraz damals (Herbst 1999 bis Sommer 2000) entstanden ist.
    Habe es damals mit dem Vorgänger von Bert umgebaut und viele verrückte Dinge erlebt – dieser Ort ist wirklich magisch. Bert und seine Frau sind immer noch vor Ort und ich denke sie werden im nächsten Jahr auch ihren 10. Jahrestag feiern können.

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