Unternehmenskisen zu bewältigen gehört zum Alltag von uns Unternehmercoaches. Immer wieder werden wir bei unseren Kunden mit Situationen konfrontiert, die die Fortführung eines Unternehmens ernsthaft in Frage stellen. So haben wir natürlich auch hier in unserem Block wiederholt über solche Phasen, deren Ursachen und konkrete Handlungsoptionen berichtet. Heute möchte ich Ihnen dazu einen sehr praktischen Ratgeber der IHK/HWK Berlin vorstellen und empfehlen: „Raus aus der Krise und Restart in Berlin“ (download hier).
Die Broschüre ist in zwei wesentliche Bereiche gegliedert: das richtige Verhalten in der Unternehmenskrise und ein möglicher Restart nach dem Scheitern.
Im ersten Teil wird der Umgang mit der Krise behandelt. Wichtig in dieser Phase ist die klare Wahrnehmung der Situation und der drohenden Gefahr. Ein Negieren oder Verdrängen hilft nicht und erweist sich hinterher als einer der größten Fehler, die man machen kann. Nächster Schritt ist die klare und unverstellte Ursachenanalyse. Hier steht die Frage im Raum, ob Fehlentwickungen hätten verhindert oder beeinflusst werden können. Soweit die Ursache im eigenen Handeln zu finden ist, kann daraus eine erfolgreiche Verhaltensänderung folgen. Daran an schließt sich die Frage: „Ist noch was zu retten??“. Die Erfolgsaussichten auf diese Frage sind um so besser, je früher man sie sich stellt. Zu einen nüchternen Kassensturz mit einer realistischen Bewertung von Forderungen und Vermögen gehört die Prognose bei derzeitigem Geschäftsverlauf. Lässt diese keine klare Trendwende erkennen, dürfte sich der Schaden von Tag zu Tag weiter erhöhen, das Scheitern ist faktisch bereits eingetreten.
Die Insolvenz sorgt für die geordnete Abwicklung des Unternehmens und schafft einen Schutzraum vor Gläubigern. Sie dient aber auch der Fortsetzung mit anderen Vorzeichen. Dazu beschreibt die Broschüre in groben Zügen die unterschiedlichen Insolvenzverfahren und liefert hilfreiche Kontaktdaten.
Es folgt die Sicherung der persönlichen Lebensumstände! Dazu gehören Miete, Verpflegung und Krankenversicherung. Hierbei hilft im Notfall ALG II als Überbrückung bis zur Klärung der Lage. Dieser Rat ist ernst gemeint, damit der persönliche Absturz abgefangen wird.
Der zweite Schwerpunkt der Broschüre ist dem Restart gewidmet. Fast 1/5 aller Gründer versuchen ihr Glück nach einem Scheitern noch einmal. Dazu wird vielfach behauptet, dass sie dann die erfolgreicheren Unternehmer seien als die Erstgründer. Eine These, der auch widersprochen wird.
Wenn man in der o.g. Ursachenanalyse auf Fehler gestoßen ist, die man durch Verhaltensänderung korrigieren kann, oder auf Fehleinschätzungen, die die Krise verursacht haben, dann kann der Restart bei konsequenter Umsetzung sehr erfolgreich sein. Prüfen Sie daher kritisch, ob Produkt, Preis und Nachfrage wirklich zusammenpassen, denn dann können Sie den ersten Versuch als erfolgreichen Markttest bewerten. Betrachten Sie die Neugründung als Erstgründung, und beginnen Sie mit einem neuen Businessplan. Setzen Sie sich darin auch mit den Ursachen für die Fehlentwicklungen auseinander und zeigen Sie neue Chancen auf.
Der Erfolg eines Restarts hängt schließlich auch ab vom fairen Umgang mit Geschäftspartnern (Bank, Lieferanten, Vertriebspartner, Kunden) in der zurückliegenden Krise. Offene Kommunikation und das Vermeiden falscher Versprechungen schafft Vertrauen. Hiermit ebnen oder verbauen Sie sich diesen Weg.
Schließlich listet die Broschüre eine Reihe von Ansprechpartnern, Internetadressen und Beratern auf, die für Unternehmen in der Krise Angebote bereit halten. Holen sie sich Geld und Rat, es lohnt sich auch für den Restart.
Ich selbst habe einen Kunden durch die Insolvenz und den anschließenden Restart in einer Auffanggesellschaft begleitet. Unser Fazit damals: “ Wir hätten uns schon viel früher zu dieser Lösung entscheiden sollen!“ Unternehmerisches Handeln ist per se mit Risiken verbunden! Dass diese gelegentlich tatsächlich mal eintreten, gehört mit zum Spiel und hat nichts mit persönlichem Scheitern zu tun, auch wenn die persönlichen Folgen manchmal sehr unangenehm sind und sich wie eine Bestrafung anfühlen.