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Nachtrag zur Intuition: Der unbewusste Wille

Montag, den 8. Dezember 2008 von Sonia Flöckemeier
Kategorie: Psychologie, Erfolg & Motivation

Benjamin Libet, der als Psychologe in Kalifornien tätig ist, hat experimentell herausgefunden, dass in einer Versuchsanordnung der Willenshandlung einer Testperson, etwa einen Knopf zu drücken, „regelmäßig und auf spezifische Weise eine messbar elektrische Veränderung der Gehirnaktivität vorangeht. Einer Willenshandlung ging ein schwacher Anstieg der elektrischen Negativität voraus, der auf einem Gebiet der Kopfhaut, vor allem am Scheitel, lokalisiert war. Die elektrische Veränderung begann etwa 800 Millisekunden, bevor eine Versuchsperson allem Anschein nach eine Willenshandlung vollzog“.  Aufgrund dieser Tatsache behauptet Libet, dass der „Prozess, der zu einer Willenshandlung führt, vom Gehirn unbewusst eingeleitet, und zwar deutlich vor dem Erscheinen des bewussten Handlungswillen. Das bedeutet, dass der freie Wille, wenn es ihn gibt, eine Willenshandlung nicht einleiten würde.“

Gibt es also tatsächlich keinen freien Willen?

Entscheidet das Gehirn vielmehr an unserem Bewusstsein vorbei?

Der deutsch-britische Professor John-Dylan Haynes ist Kognitionspsychologe und hat das oben beschriebene berühmte Experiment von Benjamin Libet fortgeführt. In seinen Studien kristallisierten sich zwei Hirnbereiche heraus, in denen die Entscheidung der Versuchsperson vorbereitet wurde. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ließ sich aus den Aktivitätsmustern dieser Bereiche ableiten, welchen der beiden Knöpfe der Proband später drücken würde – und zwar bereits zehn Sekunden bevor die Versuchsperson eine bewusste Entscheidung traf.

Wie lässt sich diese Studie nun interpretieren?

Eine Vielzahl unbewusster Prozesse fängt an, eine Entscheidung vorzubereiten, lange bevor diese  ins Bewusstsein dringt. Doch wer oder was entscheidet denn nun? Unsere Gedankentätigkeit kann man vielleicht am Besten mit einem Eisberg vergleichen: Was uns bewusst wird, ist nur dessen Spitze. Mindestens neunzig Prozent des Eisbergs liegen unter Wasser, vergleichbar mit den unbewussten Prozessen in unserem Gehirn. Nur, weil viele Prozesse unbewusst ablaufen, sind sie nicht zwangsläufig zufällig und nicht begründbar. Vielmehr sind alle unsere Handlungen ein Bündel von Tausenden kleinen Ursachen: Erfahrungen, Kultur, Menschen in unserer Umgebung, Umwelt, Medien und vieles mehr. Deshalb ist auch keine Entscheidung zufällig, denn auch unbewusste Prozesse folgen einer Logik – auch wenn wir sie in uns selbst nicht beobachten können und die bewussten Gründe, die wir dafür angeben, oft nicht stimmen.

Nur manchmal werden wir uns der Komplexität bewusst: Zum Beispiel wenn uns die Lust auf eine Zigarette überfällt, obwohl wir uns gerade das Rauchen abgewöhnen. In diesen Momenten zeigt sich, wie wenig tauglich der Begriff der absoluten Willensfreiheit ist: Ein von all unseren Empfindungen, Erinnerungen, Fantasien und Gedanken losgelöster Wille wäre abstrus. Vielmehr ist der freie Wille immer der Wille, der zu unserem Selbstbild und in das Profil unserer Wünsche passt. Und dass diese (Selbst-)Beschränkung sich auch in den Grenzen unseres Gehirns abspielt, ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit.

Haynes behauptet übrigens, dass wir diese unbewussten Vorgänge in den Prozess der Willensbildung einbeziehen und uns bei Bedarf anders entscheiden können. Dazu ergänzt er sein Experiment um ein kleines Detail: Meldet ihm das Programm, die Testperson habe sich unbewusst für die rechte Hand entschieden, will er sie per Knopfdruck bitten, die linke zu benutzen. Dann wird sich zeigen, ob die Person sich wirklich noch anders entscheiden kann.

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