Wie das Handelsblatt am Montag meldete, kommen deutsche Firmen in der Krise immer schlechter an Kredite. Das sei zumindest das Ergebnis einer Umfrage zu den Kreditkonditionen des DIHK. Schwer verständlich angesichts der milliardenschweren staatlichen Rettungsschirme, der aus Steuergeldern aufgespannt wurden, um explizit die Liquidität der Banken und damit das Kreditgeschäft am laufen zu halten.
Das Finanzierungsproblem der Unternehmen
Wie viele Unternehmen haben auch einige meiner Coachees im Zuge der Finanzkrise deutliche Auftragsrückgänge zu verzeichnen. Dennoch fühlen sich die meisten von ihnen gut aufgestellt, um erfolgreich am Markt zu agieren, wenn die Wirtschaft wieder in Gang kommt. Die Zeit bis dahin gilt es zu überbrücken.
Was dazu benötigt wird, sind Kredite, um die eigene Liquidität abzusichern. Aber genau hier besteht ein Problem, das der Artikel des Handelsblattes mit Bezug auf die noch unveröffentlichte Sommer-Umfrage zu den Kreditkonditionen des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) beschreibt. Darin heißt es:
„Etliche Banken seien angesichts der schwachen Auftrags- und schwachen Umsatzlage (…) nur sehr zögerlich bereit, Liquidität zur Verfügung zu stellen. Es würden immer höhere Anforderungen an Sicherheiten gestellt, oder die Banken bewerteten vorhandene Sicherheiten geringer als zuvor. Für viele Unternehmen bedeute dies einen Teufelskreis, da gerade kleine Firmen häufig nicht über ausreichend Sicherheiten verfügten.“
Das Fehlverhalten der Banken
Kredite zur Absicherung von Liquidität sind bei Banken immer schwieriger zu bekommen als beispielsweise für eine Investition im Rahmen einer Expansionsstratgie. Aus Bankensicht nur zu verständlich: Die Investition garantiert eine vergleichsweise sichere Rendite ohne viel Bearbeitungsaufwand. Demgegenüber ist das Risiko Geld zu verlieren erheblich höher, wenn die Bank in ein von Liquiditätsengpässen bedrohtes und damit angeschlagenes Unternehmen Mittel nachschießt. Vom Beratungsaufwand ganz zu schweigen. Deshalb ist bei Liquiditätskrediten ein erhebliches Maß an vertrauensbildender Kommunikation zwischen Unternehmer und Kunde erforderlich.
Jetzt trifft die Banken aber ein erhebliches Maß Schuld an den schlechten Zahlen und dem plötzlichen Liquiditätsbedarf der Unternehmen. Die Finanzhasardeure der Banken haben die Krise ausgelöst. Es ist geradezu zynisch, wenn sie die von ihnen massgeblich mit verschuldeten schwachen Umsatzzahlen dazu nutzen, die Kreditkonditionen für die Unternehmen zu verschlechtern – was nichts anderes heißt, als sie für sich zu verbessern. Damit lösen sie zu einem Teil die realwirtschaftlichen Folgen erst aus bzw. verschärfen sie erheblich.
Das Coaching-Beispiel
Um das an einem konkreten Fall zu veranschaulichen: Einer meiner Coachees hat in Folge der Finanzkrise einen spürbaren Rückgang der Auftragslage in Höhe von ca. 30 Prozent zu verzeichnen. Um Gehälter und andere betriebliche Ausgaben weiter bezahlen zu können, hätte er eigentlich auf seine Liquiditätsreserve zurückgreifen müssen. Diese – vorbildlich in dreifacher Höhe der monatlichen Kosten – hatte er auf Anraten des beratenden Bankers auf einem Konto bei Lehman Brothers geparkt. Mit der Krise war dieses Geld futsch.
Was die Bank ihm zur Liquiditässicherung anbot, war der nicht angetastete Dispositionskredit, der kurzfristig auch überzogen werden dürfte – zu dann sagenhaften 17 Prozent!
Weil er dieses freundliche Angebot nicht ausschöpfen wollte und um die Kosten den laufenden Einnahmen anzupassen, sah sich der Unternehmer gezwungen, zwei Mitarbeiter zu entlassen. Wenn man sich nun vor Augen führte, dass das stabile Wachstum der Firma der letzten zwei Jahre sich genau in diesen Stellen niedergeschlagen, wurde das Unternehmen durch die Banken um zwei Jahre zurückgeworfen.
Ein unangenehmes Fazit
Die Banken sind schuld an der Krise, haben eine Menge Geld bekommen, um ihrer Aufgabe der Kreditvergabe nachzukommen und werden doch der Verantwortung nicht gerecht. Sie leisten keinen eigenen Beitrag dazu, die realwirtschaftlichen Folgen ihres Handelns im Zaum zu halten. Und noch schlimmer: Wer hofft, dass die Banken und ihre Berater dazu lernen würden, sollte sich dringend folgenden Spiegel-Artikel zur neuen Beratungspraxis zu Gemüte führen.
Was bleibt ist die Lehre der Vergangenheit: Trauen Sie Ihrer Bank nicht zu, dass sie in Geldfragen primär Ihr Wohl im Auge habe – es geht in erster Linie immer um das eigene.