Es gehört zu den schönsten Seiten des Blog-Schreibens immer mal wieder kleine Geschichten von kleinen aber feinen Erfolgen der Selbstständigkeit erzählen zu können. Diesmal geht es um einen Fischhändler in Norwegen.
Norwegen ist das Land der Angler und Fischer. Viele der vorwiegend deutschen Touristen fahren dahin, um vor allem Lachs, Dorsch, Schellfisch oder andere exzellente Speisefische Fische quasi direkt aus dem Wasser in die Pfanne zu bringen. Immer ein besonderer Genuss.
Als ich dieses Jahr in Norwegen war, wurde ich mit einem unerwarteten Problem konfrontiert: Da ich kein Angler bin, dachte ich den Fisch käuflich zu erwerben. Aber frischer Fisch war Fehlanzeige. Die lapidare Antwort eines Norwegers auf meine Frage, wo denn der ganze Fisch wäre, war ernüchternd: „Norweger verkaufen keinen frischen Fisch. Der geht nach China und kommt als tiefgefrorenes Filet direkt in die Kühlregale“. Diesen Fisch kenne ich auch aus Berlin.
Nach einer Woche schien das kleine Touristenstädtchen Odda diese Aussage zu widerlegen. Auf einem kleinen Platz im Zentrum stand stolz ein blau-weißer Wagen, dessen Bebilderung ihn einwandfrei als Fischverkaufsstand auswies. Also nix wie hin und versucht die norwegischen Schilder zu verstehen.
Während ich so vor mich hin dechiffriere, werde ich aus dem Wagen mit leicht sächsischem Einschlag angesprochen. Nachdem sich die Überraschung gelegt hat, kommen wir ins Gespräch. Der Wagen gehört tatsächlich einem Dresdner Ehepaar. Er war seit seiner Jugend großer Angler und hat direkt nach der Wende die neue Chance ergriffen, in sein Paradies auszuwandern. Dort erkannte er schnell das gerade beschriebene Defizit – die Idee des Fischwagens war geboren. Zuerst ging er Angeln und sie verkaufte den Fisch. Bald stellte sich jedoch heraus, dass das mit der verfügbaren Manpower – exakt 2 Personen -nicht zu machen war. Mittlerweile kaufen sie in Stavanger den Fisch frisch vom Schiff, er filettiert ihn während sie Fischfrikadellen zubereitet. Sowohl die Filets als auch die Klopse sind köstlich – finden auch die Norweger, die selbst nicht angeln. So ist der Wagen am Nachmittag schon deutlich geplündert.
Und was sagt der Unternehmensberater? Auch wenn wir nicht über Zahlen gesprochen haben: Der Wagen finanziert seine Inhaber. In einem Land wie Norwegen damit reich zu werden, dürfte eine Illusion sein.
Aber die beiden wirkten ziemlich zufrieden. EinAuskommen mit dem dem was sie immer machen wollten, in einem Land, das sie mögen und mit Menschen, die dankbar dafür sind, dass sie da sind. Das nenne ich Erfolg.
Hallo,
eine wirklich schöne Geschichte, die mich nach dem Lesen mit einem guten Gefühl zurücklässt. Die beiden Dresdner haben genau das gefunden, was sie glücklich macht.
Die Geschichte ist auch deswegen so nett, weil man als Selbstständiger daran erinnert wird, warum man arbeitet. Nicht unbedingt um reich zu werden, sondern um mit sich und seiner Arbeit zufrieden zu sein.
Viele Grüße
Nadja Buoyardane